Zu den Spezialsammlungen der Geldscheinsammlung gehört der Bestand an „DDR-LPG-Geld“. Die Sammlung umfasst rund 680 Exemplare.
Kollektivierung der Landwirtschaft
Ein Merkmal der Ideologie des Sozialismus war die Kollektivierung der Landwirtschaft. Auf der 2. Parteikonferenz der SED 1952 wurde die Bildung Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) beschlossen, um diese Grundlage des Sozialistischen Staates zu verwirklichen.
Ab 1955 forcierte die DDR-Regierung die Umsetzung dieses Beschlusses. Allein zwischen 1955 und 1957 wurden rund 540 LPG gegründet. Auf der 33. Sitzung des Zentralkomitees der SED 1957 forderte Walter Ulbricht (1893–1973) in seiner Rede den weiteren Ausbau der LPG. Schließlich wurde am 3. Juni 1959 das Gesetz über die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften verabschiedet. Das Jahr 1960 markiert den Höhepunkt der Zwangskollektivierung: Während 1959 rund 10.000 LPG 45 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der DDR bewirtschafteten, stieg die Zahl der LPG 1960 auf über 19.000 mit einem Anteil von 83 Prozent an. Damit veränderten sich die Strukturen auf dem Land radikal, 90 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion wurden nun vom „sozialistischen Sektor“ (Staat und Genossenschaften) erbracht.
Einführung eines Geldsystems innerhalb der LPG
Erste Ideen zur Einführung eines Geldsystems innerhalb der LPG wurden 1963 formuliert. Ziel war es, die LPG-Mitglieder zu mehr Planwirtschaft zu bewegen. Das eigene Geld diente der Bezahlung zwischen den verschiedenen Kostenstellen innerhalb einer LPG. Außerdem sollte die Arbeiter und Bauern durch die Ausgabe von Wert- und Prämienscheinen zu mehr Leistung motiviert werden.
Eine im gleichen Jahr gebildete Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern des Ministeriums der Finanzen, der Deutschen Bauernbank, des Landwirtschaftsrats und Vertretern von Praxisbetrieben erarbeitete eine Empfehlung für die Ausgabe von LPG-Geld mit acht Wertstufen. Daraufhin erfolgte 1963 die erste Emission von LPG-Geld durch die LPG Walter Ulbricht in Dahlen. Die Pläne einer einheitlichen Ausgabe nach Muster der LPG in Dahlen wurden nicht umgesetzt, 1966 erfolgte der Beschluss der eigenverantwortlichen Ausgabe durch die LPG. Diese griffen in der Regel diese auf vorgefertigte Formulare zurück, die mit einem entsprechenden Stempel versehen wurden.


Insgesamt ist die Gestaltung des LPG-Geldes schlicht gehalten, bildliche Motive sind eher die Ausnahme. Je nach Verwendungszweck finden sich die unterschiedlichsten Bezeichnungen auf den Scheinen: Innerbetriebliches Verrechnungsgeld, Wertschein, Genossenschaftsgeld, Prämiengeld usw.
Nach dem Katalog von Lindmann/Strunz, 2014, sind ca. 170 Ausgabestellen bekannt bzw. belegt, die LPG-Geld in Form von Papier emittiert haben. Daneben gab es Ausgaben von Münzen, Marken und Zeichen als LPG-Geld.
Bestand und Findbuch
In der Geldscheinsammlung der Giesecke+Devrient Stiftung befindet sich auch ein Bestand an „DDR-LPG-Geld“. Die Sammlung umfasst 679 Exemplare. Davon sind 93 Objekte Dubletten, weitere 534 Exemplare verteilen sich auf 94 Ausgabestellen, darunter die erste LPG-Geld-Ausgabe aus Dahlen von 1963. 52 Exemplare sind Formulare ohne Orts- und LPG-Angabe, die nicht von den LPG verwendet wurden.
Weitere Informationen und ein Findbuch der Sammlung finden Sie hier.